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Möbelindustrie 4.0: Trends, Hypes – was bleibt?

Im November 2017 hat PWC die Studie „Die deutsche Möbelbranche: Struktur, Trends und Herausforderungen“ veröffentlicht. Darin wirft das Unternehmen nicht nur einen Blick auf die aktuelle Marktlage und Branchenstruktur der Möbelindustrie, sondern auch auf die Trends der kommenden Jahre. Inzwischen haben wir 2019 und wir fragen uns: Möbelindustrie 4.0 – was ist wirklich Trend und was war Hype?

Die Kategorien

PWC stellt in seiner Studie sechs Trends vor, die die Möbelbranche und ihre Zukunft beeinflussen. Diese beruhen vor allem auf allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen. Dazu gehören beispielsweise ein stärkeres Umweltbewusstsein, eine zunehmende Mobilität, die Tendenz zum Stadtleben sowie die Digitalisierung.

Wie solch allgemeine Themen eine ganze Branche beeinflussen können? Sie wirken sich auf das Konsumverhalten der Bevölkerung aus und führen dazu, dass ein Wandel im Onlinehandel mehr als nur Zukunftsmusik ist – auch für die Möbelindustrie.

Doch wie wird die Möbelindustrie 4.0 aussehen? Die Trends lassen sich in folgende Kategorien einteilen:

  1. Digitalisierung
  2. 3D-Druck, Augmented und Virtual Reality
  3. Mobilität& Urbanisierung
  4. Individualisierung
  5. Gender-/Generation-Fokus
  6. Green-Awareness

1. Digitalisierung

Bisher lag die Möbelbranche mit Ihrem Onlineumsatz hinter anderen Konsumbranchen zurück. Als Grund dafür nennt PWC vor allem zwei Hindernisse:

  1. Den Distributions- und Retourenprozess.
  2. Die fehlende Visualisierung und Erprobung des Produkts.

Kurz gesagt: Ein Sofa lässt sich nicht so einfach online aussuchen und bestellen wie ein Paar Turnschuhe.

Doch durch die wachsende Anzahl sogenannter Smart Homes und die voranschreitende Digitalisierung birgt der Onlinemarkt laut PWC für die Möbelindustrie 4.0 noch viel Umsatzpotential. Besondere Vorteile bringen vor allem Omnichannel-Vertriebskonzepte mit sich. Diese kombinieren den stationären mit dem digitalen Handel und bieten den Kunden neue Anreize. Aussehen könnte ein solches Konzept zum Beispiel wie folgt:

Beispiel

Der Kunde baut sich online im Konfigurator sein Möbelstück selbst zusammen. Maße, Formen und Farben bestimmt er selbst. Anschließend holt er das fertige Stück, zum Beispiel einen Wohnzimmertisch, dann vor Ort in der Schreinerei oder dem Geschäft des Anbieters ab.

Der Vorteil solcher übergreifenden Angebote: Sie kombinieren digitale und klassische Elemente und sprechen dadurch sowohl moderne als auch konservative Kunden an. Das Vertrauen in den online Möbelkauf kann durch dieses Konzept sozusagen zunächst geübt und getestet werden. Sollte die am PC erstellte Gestaltung nicht der Realität entsprechen, kann der Kunde bei der Abholung das Gespräch mit dem Verkäufer suchen und sich so von der Qualität selbst überzeugen.

Trend oder Hype? Für die Möbelindustrie 4.0 ist das Thema Digitalisierung eindeutig mehr als nur ein Hype. Hier schlummert noch viel Umsatzpotential, das durch das wachsende Vertrauen der Kunden in den digitalen Handel, in den kommenden Jahren wachsen wird.

2. 3D-Druck, VR/AR

3D-Druck

Immer öfter hört man, dass verschiedene Produkte mit dem 3D-Drucker erstellt wurde. Vor allem kleinere Möbelstücke und Dekorationsartikel lassen sich mit dieser Technik bereits gut erstellen. Zwar werden zurzeit hauptsächlich noch künstliche Stoffe zur Erstellung genutzt, doch erste Experimente mit Holz, Metall und Keramik gibt es bereits. In den nächsten Jahren sind hier daher Fortschritte zu erwarten, die dann auch für die breite Masse interessant werden – besonders in der Möbelindustrie 4.0.

Gestärkt wird diese Einschätzung durch Zahlen, die PWC in seiner Studie veröffentlicht. Demnach haben zwar erst 18 % der deutschen Verbraucher einen 3D-Druck ausprobiert, doch 92 % gehen davon aus, dass sich der 3D-Druck bis 2022 in der Industrie durchsetzen wird.

Zudem sehen 81 % der deutschen Verbraucher einen Vorteil in der Individualität der Gegenstände. Ein Punkt, der in der Möbelbranche seit Jahren immer relevanter wird: Die Kunden sehnen sich nach individuellen Produkten und wollen weg vom einheitlichen Massenkonsum. Hier können zukünftig vor allem kleine Unternehmen punkten, die geringere Stückzahlen produzieren oder eigene Gestaltungen des Kunden zulassen.

Virtual und Augmented Reality

Falls Sie sich fragen, wo der Unterschied zwischen Virtual und Augmented Reality ist, hier ein kleiner Auszug aus dem Blogbeitrag „Augmented Reality: Die Vorteile und was es ist“:

Übersetzt heißt der Begriff Augmented Reality (AR) „erweiterte Realität“. Und die deutsche Bezeichnung erklärt das Thema schon sehr genau. Denn es geht darum, dass wir unsere eigene Wahrnehmung durch technische Hilfsmittel erweitern. Oder anders gesagt: Wir fügen der Realität eine elektronische Ebene hinzu.

Im Gegensatz dazu steht Virtual Reality (VR) zusätzlich für eine Wahrnehmung physikalischer Eigenschaften, die nur durch interaktive Elemente vorgetäuscht wird. Die Brillen der Spielbegeisterten sind also eher ein Vertreter dieser Technik. Sie täuschen dem Menschen beispielsweise vor, dass er wie seine Spielfigur einen Hügel hinabfällt, obwohl er sich nur in einer Messehalle befindet.

Besonders die Augmented Reality wird in der Möbelindustrie immer präsenter. So bekam IKEA viel Aufmerksamkeit als sie den ersten Katalog mit AR veröffentlichten. Der Kunde kann sich eine APP herunterladen und damit die Katalogmöbel in sein Wohnzimmer holen. Dafür wird einfach die App geöffnet, die Kamera des Tablets oder Smartphones auf den eigenen Raum gerichtet und schon kann der Kunde die Möbel im Raum platzieren.

Augmented Reality Konfigurator der ObjectCodeGmbH

Doch man muss kein Big Player in der Möbelbranche sein, um diese Technik einzusetzen. Erfahren Sie zum Beispiel in diesem Artikel, wie auch kleine Unternehmen beim Thema Augmented Reality mitmischen können.

Trend oder Hype? Noch sind 3D-Druck, Virtual und Augmented Reality eher Hype als Trend. Doch die technische Entwicklung schreitet schnell voran und wird aus der Möbelindustrie 4.0 nicht wegzudenken sein. Da sich vor allem die Augmented Reality bereits einfach und kostengünstig umsetzen lässt, können hier kleinere Unternehmen als Trendsetter punkten.

3. Mobilität & Urbanisierung

Auch wenn in der Immobilienbranche das Eigenheim seit Jahren boomt, leben die meisten Verbraucher in Mehrfamilienhäusern. Zudem werden Städte dem Land noch immer vorgezogen. Gleichzeitig verändert sich die berufliche Landschaft: Laut PWC gehört das Home-Office inzwischen für 12 % der Arbeitnehmer zur Normalität – Tendenz steigend. Eine Entwicklung, die auch auf längere Pendelwege und räumliche Flexibilität zurückgeht. Heutzutage ist es normal, dass man nicht zwangsläufig in der Stadt lebt, in der man auch arbeitet.

PWC sieht in diesen Entwicklungen eine Chance für multifunktionale Möbel. Der Trend geht zu flexibel einsetzbaren Produkten, die diesem modernen, urbanen Lebensgefühl entsprechen. Die größte Kundenanforderung an Ihre Einrichtung: Sie soll flexibel sein und sich zum Beispiel nach einem Umzug der neuen Wohnung einfach anpassen lassen.

Trend oder Hype? Mobilität und Urbanisierung sind schon lange Thema und werden durch eine sich wandelnde Arbeitswelt stärker vorangetrieben. Steigende Immobilienpreise lassen die Menschen entweder an den Stadtrand ausweisen – was Pendelwege mit sich bringt – oder in kleinen Wohnraum ziehen. Beides stellt unterschiedliche Ansprüche an die Einrichtung. Die Konsumenten wollen Ihren Wohnraum optimal nutzen und bevorzugen daher individuelle Möbel. Auch dieser Trend bestätigt daher eine Entwicklung hin zur Individualisierung in der Möbelindustrie 4.0.

4. Individualisierung in der Möbelindustrie

Wie im Absatz zuvor erwähnt: Heutzutage möchten die Menschen ihre Individualität ausdrücken wie nie zuvor. Anstatt Massenprodukte zu kaufen, möchten immer mehr Konsumenten individuelle Einzelstücke erwerben und so ihren eigenen Stil ausdrücken. Das gilt nicht nur für Anziehsachen oder andere Konsumprodukte, sondern auch für Möbel. In sozialen Medien werden Dekorationsideen, Einrichtungstipps und zahlreiche Fotos von Wohnungen und Häusern geteilt.

Für die Möbelbranche ein riesiger Vorteil: Nie war die Umsatzsteigerung durch das Angebot individueller Produkte so einfach wie heutzutage! Außerdem auffällig: Hochwertiges Design und eine gute Qualität dürfen etwas kosten. Die Kunden sind grundsätzlich bereit dazu, für eine eigene Kreation mehr Geld auszugeben als für ein Standardprodukt.

Trend oder Hype? Eindeutig ein Trend. Die Menschen möchten sich von der breiten Masse absetzen und sich in den eigenen vier Wänden verwirklichen. Auch deshalb liegt die Zukunft der Möbelindustrie 4.0 im Internet: Die eigene Gestaltung eines Möbelstücks am PC überwiegt den Besuch im Kaufhaus.

5. Gender-/Generationen-Fokus

Generationen-Fokus

Die Generation 60+ legt heutzutage Wert auf hochwertiges Design und komfortable Möbel. Oder deutlicher gesagt: Die Zeiten der „Eiche Rustikal“ sind vorbei. Im Gegensatz dazu suchen Studenten flexible Möbelsysteme, die sich auch kleinem Raum anpassen. Und Paare oder Familien mit Kind wünschen sich Möbel, die sich schnell neuen Familiensituationen anpassen lassen.

Deshalb gibt es nicht (mehr) den einen Designstil, der viele Kunden zufriedenstellt. Stattdessen haben die verschiedenen Generationen unterschiedliche Ansprüche, die alle individuell zu erfüllen sind.

Gender-Fokus

Hinzukommt die wachsende Geschlechtergleichstellung in Beruf und Haushalt. Elternzeiten werden geteilt und die klassische Rollenverteilung weicht immer mehr zeitgemäßen Modellen. Dadurch entstehen aber auch unterschiedliche Ansprüche an die Wohnungseinrichtung: Wird ein Home-Office benötigt, das nach Feierabend in einem Sekretär verschwinden soll? Oder soll das Kinderzimmer zunächst auch als Büro genutzt werden? Die Ansprüche, die Familien heutzutage an ihre Wohnumgebung haben, sind deshalb sehr unterschiedlich und lassen sich nicht mehr durch Massenprodukte abdecken.

Trend oder Hype? Für die Möbelbranche 4.0 kristallisiert sich durch diese beiden Entwicklungen ein Trend heraus, den man als Gender-/Generationen-Fokus bezeichnen kann. Die einzelnen Konsumenten stellen individuelle Ansprüche an ihre Einrichtung und wünschen sich Produkte, die sich ihrem Bedürfnis anpassen.

6. Green Awareness

Umweltschutz wird immer wichtiger. Die Konsumenten achten verstärkt darauf, Müll zu reduzieren und die sogenannte Fast Fashion zu meiden. Nachhaltigkeit ist in! Und das auch bei der Wohnungseinrichtung.

Natürliche und umweltfreundliche Materialien boomen. Zudem achten die Menschen verstärkt auf nachhaltige oder regionale Produktionen. Auch Upcycling – also das Aufwerten alter Stücke – ist ein neuer Trend, der sich bereits seit einiger Zeit hält.

PWC belegt dies in seiner Studie mit Zahlen:

  1. So sind Verbraucher bereit für einen konventionell gefertigten Couchtisch 60,64 Euro zu bezahlen, für einen nachhaltig produzierten Couchtisch 100 Euro und für eine schadstofffreie Variante sogar 101,52 Euro.
  2. Zudem geben 73 % der deutschen Verbraucher an, dass Ihnen Nachhaltigkeit beim Möbelkauf wichtig ist.
  3. Und auch ein Vergleich der Verkaufszahlen von LED-Lampen in Europa bestätigt den Trend. Während 2011 nur 1 Milliarde Euro Umsatz mit LED-Lampen gemacht wurden, waren es 2019 bereits 9 Milliarden Euro und es wird für 2020 eine Steigerung auf 14 Milliarden erwartet.

Trend oder Hype? Das Fazit für die Möbelbranche 4.0: Möbel werden nicht mehr so schnell ersetzt oder „mal eben“ neu gekauft. Stattdessen soll das ausgesuchte Produkt lange halten und fair produziert sein. Das klingt zunächst nach einem Nachteil und Umsatzeinbußen. Doch die Kunden sind dafür bereit mehr für das einzelne Stück zu bezahlen und kaufen eher im oberen Preissegment ein.

Unser Fazit zur Möbelindustrie 4.0

Nicht jeder Trend hat sich bereits etabliert und einige Entwicklungen werden noch etwas Zeit brauchen, bis sie vom Hype zur Normalität geworden sind. Doch die gesellschaftliche Entwicklung, vor allem in den digitalen und umweltbewussten Bereichen, ist nicht zu bremsen. Aktuelle Themen wie Nachhaltigkeit, Gender-/Generationen-Fokus und Smart Homes sind nicht mehr wegzudenken und keine fantasievolle Zukunftsmusik mehr. Sie werden auch in den kommenden Jahren die Gesellschaft beschäftigen und somit auch den Möbelhandel beeinflussen.

Der Konfigurator: Ohne Hype, aber mit Gefühl für den Trend.

Das Wichtigste, was sich aus der Studie ablesen lässt: Die aktuellen Entwicklungen bieten der Möbelbranche viele neue Chancen – vor allem im Onlinebusiness.

Durch die veränderten Ansprüche öffnen die Kunden sich dem Möbelkauf via Internet und stehen digitalen oder Omnichannel-Konzepten offen gegenüber. Die Chance ein nachhaltiges Möbelstück zu kaufen oder die eigene Gestaltung in das Endprodukt einzubringen, überwiegen die Hemmnisse, die bisher gegen den Onlinekauf gesprochen haben.

Lassen Sie sich nicht den wachsenden Onlinehandel nehmen. Und sichern Sie sich eine gute Position, wenn die Möbelindustrie 4.0 von den Kunden entdeckt wird!

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